Geschichte der Sektion Handball

Von den Anfängen des Handballs an der Hochschule für Elektrotechnik

Die Handballer der 1. Matrikel gehörten mit zu den Gründern des Sportvereins HSG ”Motor“ Ilmenau am 11. November 1954. Bereits zu Semesterbeginn 1954 fanden sich eine Reihe von Studenten zusammen, um auf dem Hochschulsportplatz, im heutigen Stadion des Friedens nahe der Brauerei “Jäcklein”, auf dem Großfeld Handball zu trainieren und Vergleichswettkämpfe durchzuführen.

Ebenso fanden sich eine Reihe Ilmenauer Mädchen und Frauen ein, um Handball auf dem Großfeld mit 10 Feldspielern und einem Torwart zu spielen.

Wiederholt fanden bis 1960 auch Kleinfeldspiele am Wochenende bei starker Zuschauerkulisse auf dem Hartplatz vor der Festhalle statt. Heute ist diese Fläche ein Parkplatz mit Bitumendecke. Die Männer- und Frauenmannschaft pflegte in den 50er Jahren enge sportliche Kontakte zum TG Lage und TSV Detmold mit wechselseitiger Teilnahme an den Turnieren in Lippe und Ilmenau.

Übergang zum ganzjährigen Kleinfeldhandball

Mit der internationalen Entwicklung – weg vom Großfeldhandball – beschränkte sich ab 1965 auch unser Sport auf Kleinfeld-Handball im Freien und im Winter in der Halle. Seit den 80er Jahren finden die Punktspiele nur noch in der Halle statt und es gab für uns auch nur noch eine Herbst-Winter-Saison mit dem Punktspielstart im Oktober und dem Saisonende im Februar. Seit 1990 beginnt die vom Thüringer Handballverband organisierte Saison mit Pokalspielen schon Ende August und geht, mit Unterbrechungen für die Pokalspiele, bis Anfang April.

Handball-Training auf Plätzen und in den Ilmenauer Sporthallen

Das Training und die Punktspiele während der Winterzeit fanden von Beginn an im großen Saal der Festhalle statt. Bis zum Umzug im Jahre 1978 in die neue Sporthalle “Am Stollen” hatten alle Handballer einen sich immer wiederholenden gleichen Rhythmus am Sonntag-Morgen vor dem Punktspiel zu absolvieren: Eine Stunde lang mit vereinten Kräften den Saal für den Sport vorbereiten mit dem Herausräumen der Stühle und Tische von der vorabendlichen Tanzveranstaltung und Anbringen von Netzen vor den Leuchten der Festhallenseitenwände und unter dem Balkondach als mechanischen Schutz sowie Aufspannen eines großen Netzes vor der Bühne. Diese Arbeiten in der meist kühlen Festhalle waren gleichzeitig als gutes Erwärmtraining zu werten. Das Benutzen von Künstlergarderoben war nicht nur für uns sondern auch für die sportlichen Gäste jedes mal etwas Aufregendes.

Der Mangel an Trainingsterminen in den Ilmenauer Sporthallen brachte es in den siebziger Jahren mit sich, dass die Sporthalle der Zink-Schule und die winzige Halle der Liebknecht- Schule als Trainingsorte genutzt werden mussten. Hier konnte nur die Ausdauer trainiert, das Ballgefühl und die Kraft, nicht aber das Mannschaftsspiel geübt werden. Trotz dieser Umstände war eine stabile mannschaftliche Geschlossenheit vorhanden und die sportlichen Erfolge konnten sich sehen lassen.

Das sommerliche Training auf dem staubigen oder schmierigen Schlackeplatz hinter der Bibliothek auf dem HELIOS-Gelände war für alle Männer unter Jochen Haupt’s sportfachlicher Leitung anspruchsvoll und abwechslungsreich. Das anschließende Duschen war in den zunehmend marode werdenden Räumen im Keller des HELIOS-Gebäudes aber jedes mal zwingend erforderlich. Der Umzug auf den Hartplatz am Ehrenberg ab 1972 mit angenehmen Umkleide- und Sanitärbedingungen wurde damals mehr als freudig aufgenommen.

Die Errichtung der Stollen-Neubaugebietes bescherte uns, den Männern und Frauen, 1978 mit dem Einzug in die neue Schul-Sporthalle “Am Stollen” goldige Sportbedingungen. Seit dieser Zeit ist Sie der Ort unseres Trainings- und Wettkampfsportes. Das gute Verhältnis zum Hallenwart (Landerer, Kindl und heute Grau), die Nutzung eines Neben-Raumes zur Ablage unserer Sportgeräte und die freie Zugänglichkeit zur Halle gestattet uns, über den Sport hinaus, den Gemeinschaftssinn, die Geselligkeit und das Vereinsleben zu gestalten.

Sport auch als Halt und Orientierung im Studium

Der Kontakt der jüngeren Semester mit den älteren Studenten und die koordinierenden Maßnahmen der erfahrenen Mitarbeiter der Hochschule bzw. Universität (Walther, Wutke, Süße, Helm, Haupt, Heinz und Hauschild) haben so manche Hürde des Studiums von manchem Studienanfänger und Diplomanden leichter nehmen lassen oder gar die vorzeitige Exmatrikulation in einen erfolgreichen Studienabschluss umgewandelt.

Sportorganisation nach 1990

Die politischen Veränderungen 1989 in unserem Lande bewirkten auch im Handball-Sport eine Reihe organisatorischer Veränderungen. Die sportorganisatorische Arbeit wird vom THV (Thüringer Handballverband) in Erfurt auf Landesebene und vom Kreisfachausschuss (KFA) auf Landkreisebene organisiert.

Die Bildung des THV Thüringen e.V. brachte uns bei der Staffeleinteilung mit 10 Mannschaften auch neue sportliche Gegner. Anfangs waren das die Sportfreunde aus Plaue und Arnstadt, in der Saison 1995/96 die Mannschaften aus Könitz und Krölpa und ab der Saison 2000/01 Bad Blankenburg und Saalfeld. In der Saison 2003/04 waren es die Mannschaften von HBV Jena II, Kranichfeld, Ernestina Gotha II und Unterwellenborn.

Die 2003 beschlossene Neustrukturierung des Handballsports in Thüringen war in ihrer ersten Stufe mit der Bildung von regionalen Handballfachausschüssen als große Organisationseinheiten und unserer Zuordnung zum HFA Süd verbunden. Mit der zweiten Stufe der sportorganisatorischen Konzentration gibt es ab der Saison 2004/05 mit Gispersleben, HSC Erfurt, Goldbach/Hochheim und Sömmerda wieder andere Mannschaften als Gegner.

Damit wird für uns nicht nur die Zahl der Punktspiele, die Anzahl der Fahrten und die Zeitdauer je Auswärtsspiel stark erhöht, sondern die Saison geht von Anfang September bis in den Monat April hinein. Die von den anderen Mannschaften gewünschte Gleichmäßigkeit der Durchführung der Spiele über die ganze Saison hinweg, erfordert von uns die Teilnahme am Wettbewerb unter Umständen auch in den Semesterferien und während der vorlesungsfreien und Prüfungszeit.

Darüber hinaus werden sich die finanziellen Aufwendungen für die Punktspiele (Fahrtkosten, Schiedsrichter, Kampfgericht) sowie die finanzielle Unterstützung der vom Heimatort zum Punktspiel anreisenden Studenten stark erhöhen. Das grenzt für uns die künftige Teilnahme am Wettkampfsport stark ein. Trotz dieser widrigen Umstände konnte bis zur letzten Saison 2002/03 immer wieder eine spielfähige und leistungsstarke Studenten-Mannschaft gebildet werden.

Für die Punktspielsaison die Saison 2004/05 mit 22 Punktspielen konnte mit großen Anstrengungen mit den anderen Vereinen eine terminliche Übereinkunft erzielt werden, die unseren Punkspielbetrieb mit einigen Doppelwochenenden (je ein Spiel am Sonnabend und Sonntag) auf die Lage in der Vorlesungszeit reduziert. Damit beginnt unsere Saison erst ab 1. Oktoberdekade mit dem Ende der Vorlesungen in der 1. Februardekade und die letzten Punktspiele werden dann im April zum Beginn des Sommersemester bestritten. Für die Saison 2004/05 gilt es, die alte Spielstärke wieder zu erlangen.

Die Möglichkeiten, mit dem Auto wöchentlich auch 300 km binnen weniger Stunden nach Hause zu fahren, bewirkte, dass zahlreiche gute studentische Handballer zwar bei uns trainieren, aber am Wochenende die Punktspiele bei ihrer Heimmannschaft bestreiten. Seit 1990 haben wir stets eine volle Trainingsgruppe mit 20 bis 25 Teilnehmern. Die eigene Spielmannschaft hat so stets einen schweren Trainingspartner, aber die sportliche Leistungsfähigkeit und die Anzahl guter eigener Spieler mit Bereitschaft, die ganze Saison an den Wochenenden bei uns, dem SV TU Ilmenau dabei zu sein, schwankt stark. Deshalb gehört neben dem sportlichen Spaß es immer wieder dazu, die neuen und alten Studenten sowie die Mitarbeiter zu einer Mannschaft zu fügen.

Leider hat der starke Anstieg der Studentenzahlen in Ilmenau seit 1990 sich nicht in einer größeren Zahl handballbegeisterter Studenten und Studentinnen ausgewirkt.

Übungsleitertätigkeit in der Sektion Handball

Der sportliche Beginn unter den Handballern war dadurch gekennzeichnet, dass studentische Persönlichkeiten höherer Semester die Zügel beim Training in die Hand nahmen und später dann die als wissenschaftliche Assistenten hier gebliebenen Handballer (wie Bernd Wutke) diese Rolle übernahmen.

Das änderte sich zum Positiven mit der Tätigkeitsaufnahme von Jochen Haupt als Sportlehrer an der TH Ilmenau in den 70er Jahren. Seit dieser Zeit wirkt er als Übungsleiter bei den Männern. Bei den Frauen füllt diese Aufgabe Lothar Helm seit 1974 und seit den 80er Jahren zusammen mit Eyke Ludwig aus.

Sportliche Erfolge bei Punkt- und Pokalspielen

Seit der Gründung des Vereins nehmen die Männer am Punktspielbetrieb auf Landesebene des Bezirks Suhl und ab 1990 der Landes Thüringen mit einer Männermannschaft und bis 1995 mit einer Frauenmannschaft teil.

Zu den großen Ereignissen der Sektion gehört bei den Männern der Gewinn der Bezirksmeisterschaft in der Saison 1965/66 mit dem Endspiel in der Sporthalle Wernshausen auf festgestampftem und staubigem Erdreich. Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Studentenmannschaft der Männer mit dem 2. Platz in der Bezirksmeisterschaft des Bezirkes in der Saison 74/75. Die Frauenmannschaft bewies 1984 ihre sportliche Stärke im Bezirk Suhl mit dem Erringen des Titels eines Bezirksmeisters.

Gleich zwei Pokale und damit als “Größten Erfolg in der Vereinsgeschichte” kann man das sportliche Wochenenden vom 2. Juni 1992 bezeichnen. Sowohl die Männer als auch die Frauen wurden in Suhl Sieger im Pokalwettbewerb des Bezirkes Suhl. Das Endspiel der Männer gegen den ESV Lok Meinigen in der Sporthalle “Bruchholzstrasse” in Suhl wurde mit 19 : 15 ( 9 : 6) gewonnen und bei den Frauen gegen SV Wacker 04 Bad Salzungen stand des am Ende 14 : 13 (8 : 9). Sportfreund Roeser kommentierte die Spiele im “Freien Wort” wie folgt:

„Die Männer hatten keine leichte Aufgabe, konnten die Theaterstädter doch in der Zwischenrunde den Oberliga-Aufsteiger Wacker Bad Salzungen ausschalten. … Mit zwei guten Torleuten als Rückhalt steigerte sich die Mannschaft zu einer geschlossenen Leistung, und jeder einzelne hatte seinen Anteil am großartigen Erfolg. Das Spiel stand für Bezirksligaverhältnisse auf einem recht hohen Niveau. Beide Teams agierten offensiv und hatten vornehmlich in der Anfangsphase auch einige Holztreffer zu verzeichnen. Den 9 : 6 – Pausenvorsprung konnte die Hochschulmannschaft gegen die favorisierten Meininger sogar noch ausbauen, so dass der verdiente Sieg nie in Gefahr geriet.“

Zu der erfolgreichen Mannschaft gehörten Kirzan und Recknagel im Tor und mit den Feldspielern Heinz, Jünemann, Müller, Buschendorf, Eberius, Nickler, Bölen, Hackebeil, Haupt und Lindig.

„Bei den Frauen ging es knapper zu. Aber auch hier beeindruckte, wie die Mädels der TH das Vorhaben der Bad Salzunger durchkreuzten, nach dem Meistertitel auch den Pokalsieg und somit das “Double” zu erkämpfen. Während die Kurstädter zur Pause noch hauchdünn in Führung lagen, drehte die TH nach der Pause den Spieß um und landete noch einen knappen, aber bemerkenswerten und verdienten Erfolg.“

Zu der erfolgreichen Mannschaft gehörten: Lutze und Lübeck im Tor und mit den Feld- spielerinnen Wisser, Feeser 7 (1), Schäfer, Schramm 1, Freytag, Schuster 4 (1), Helm 2 und Müller.

Beide Mannschaften der THI bestätigten mit diesen eindrucksvollen Leistungen zum Ausklang der Saison ihre bereits in den Punkt- bzw. Gruppenspielen bewiesene enorme Leistungssteigerung.

Teilnahme an Turnieren

Die Teilnahme an Turnieren befreundeter Sportvereine gehörte seit der Vereinsgründung bis 1990 zum festen Bestandteil der Aktivitäten der Handballer. Im Juni 1968 ging es zu einer Mehrtagefahrt mit dem Zug über Dresden und Prag in das kleine Städtchen Nachod in den Sudeten nahe der polnischen Grenze. Die Übernachtung war vorbereitet im Hotel auf dem Berge mit herrlichem Rundblick. Die Besichtigung einer Brauerei mit ausgiebiger Verkostung und tropischen Temperaturen auf dem Kleinfeld-Spielplatz hatten ihre negativen sportlichen Folgen im 3-Mannschaften-Turnier.

Unter Nutzung der partnerschaftlichen Hochschulverbindungen waren die Männer mehrmals und zuletzt 1990 mit dem Zug unterwegs zu einem Aufenthalt in das polnische Zielona Gora. Die gut vorbereitete Übernachtung im studentischen Wohnheim und die Gestaltung des Besuchs als Trainingslager mit harter sportlicher Aktivität sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag und 2 Testspielen gegen den Gastgeber in der schönen hochschuleigene Sporthalle machten den Besuch recht angenehm.

Zu einem mehrtägigen Gegenbesuch in Bratislava waren die Handballer im Sommer und unterwegs. Ein Zwischenaufenthalt in der “Goldenen Stadt” Prag gehörte jedes mal mit dazu. Hier konnte man dann auch das mannschaftlich geschlossene Aussehen der Handballer in “Blau-weiß-gestreiften Seemannshemden” vor dem Rathaus, auf der Karls- Brücke und auf dem Hradschin bestaunen.

Mit den Veränderungen im Studienablauf- Semesterbeginn erst im Oktober und vorlesungsfreie Zeit von Februar bis März- ist der Punktspielterminkalender in der Wintersaison übervoll und die studentische Freizeit knapp bemessen. Die Teilnahme an Turnieren erfolgt nur noch sporadisch.

Trainingslager zum Saisonstart in Schwarza

Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre organisierte “Eddy” Storch ein jährliches Wochenend-Trainingslager vor dem Saisonbeginn in Schwarza und Bad Blankenburg mit intensivem Freiluft-Konditionstraining und Übernachtung im Sportlerheim in Schwarza. Die zwei Trainingsspiele fanden in der Stadthalle und später in der Sporthalle der Bezirkssportschule in Bad Blankenburg statt.

Horst Hauschild